Die täglichen Meldungen in Rundfunk, Fernsehen und Tageszeitungen überschlagen sich förmlich: Der schwedische Mutterkonzern Electrolux will den AEG Standort Nürnberg Ende 2007 schließen. Damit werden 1750 Mitarbeiter auf der Straße stehen. Gleichzeitig baut Electrolux für 77 Millionen Euro zwei neue Werke in Polen, in der dann die Produktion der Hausgeräte (Anmerkung: Waschmaschinen, Wäschetrockner und Geschirrspüler), die bisher in Nürnberg war, übernehmen sollen. Das Unternehmen beziffert die erwarteten Kosten für die Produktionsverlagerung ins Ausland mit rund 240 Millionen Euro. Die IG Metall droht Electrolux mit einem wochenlangen Streik in Nürnberg. (Quelle: faz.net, reuters.com und taz.de)
Ist es – selbst im Zeitalter von Globalisierung – nicht sozial und auch ökonomisch verwerflich, wenn ein Konzern ein Werk in Deutschland schließt um die Produktion ins „billigere“ Ausland zu verlagern? Sagen uns damit Konzernbosse und Manager nicht folgendes: „Wir verlagern unsere Produktion dorthin, wo Arbeitskräfte billig sind. Unsere Produkte werden dadurch aber nicht preisgünstiger, nein, wir verkaufen sie zum alten Preis auch nach Deutschland. Unsere Produkte können wir nachher aber weder am Produktionsort noch in Deutschland verkaufen: Am Produktionsort verdienen die Leute zu wenig um sich unsere Produkte leisten zu können und in Deutschland sind die Leute arbeitslos und haben deswegen nicht mehr das Geld um unsere Produkte zu kaufen.“ Und Geld schein doch eine Menge in den Konzernen zu existieren, sonst könnte Electrolux nicht 77 Millionen in neue Werke und 240 Millionen Euro für die Verlagerung investieren. Wohlgemerkt: Gesamt 317 Millionen, die auch von den 1750 Mitarbeitern der AEG erwirtschaftet wurden.
Ich bin nicht besonders konservativ und schon gar kein „ewig gestriger“, aber ich wünsche mir weniger Konzerne mit unfähigen Managern, die nur auf den schnellen Profit aus sind – wovon natürlich ein gewaltiger Teil in die eigenen Taschen fließt. Ich wünsche mir viel mehr familiengeführte Unternehmen. Besitzer solcher Unternehmen sind nämlich daran interessiert, dass es den Angestellten gut geht – das bringt Geld in die eigene Tasche und sichert ein langes Überleben der Firma und damit dem eigene Wohlstand.
Beispiele für solche Firmen gibt es auch heute bei uns genug. Allen voran Trigema mit ihrem Chef Wolfgang Grupp, der sich offensiv für den Standort Deutschland und seine Angestellten einsetzt und dies auch öffentlich kund tut. Aber es gibt noch mehr davon – auch in der Region, die nur nicht so sehr an die Öffentlichkeit gehen: Adolf Würth in Künzelsau und Bad Mergentheim (www.wuerth.de), die Familie Wobser in Lauda-Königshofen (www.lauda.de) und Roto in Stuttgart und Bad Mergentheim (www.roto.de) um nur mal drei Beispiele zu nennen. Auch diese Firmen haben Auslandsvertretungen oder Auslandswerke. Trotzdem bekennt man sich für den „Heimatstandort“ und tut gut daran.
Aber was können wir nun dafür tun? Nun, durch unsere Kaufentscheidungen können wir viel tun. Kaufen wir kein AEG mehr, sondern z.B. Miele, die 6 Produktionsstätten in Deutschland und ein Werk in Österreich haben. Und lassen wir auch sonst die Finger weg von Produkten des Electrolux-Konzerns: Keine Geräte von Zanussi, Zanker oder Juno kaufen. Solche Aussagen lassen sich aber auch in jeden anderen Bereich übertragen; man muss nur die Augen auf machen und genauer hinsehen. Und bei Dienstleistungen mal genauer hinsehen, ob die Dienstleister (z.B. Verkäufer und Verkäuferinnen) ihre Arbeit gerne machen oder ob man sie alleine und unter schlechten Bedingungen arbeiten lässt, wie es in einer großen Drogeriekette üblich ist…
Nachtrag am 18.01.2006:
Heute haben die Betriebsangehörigen in einer Urabstimmung mit 96% beschlossen für einen Sozialplan zu streiken. Finde ich gut und richtig! Ich jedenfalls halte zu ihnen!