Jugend, das ist für mich die Zeit des Aufbruchs, des Hinterfragens, der Rebellion. In meinen jugendlichen Jahren lehnte ich mich, wie ganz viele andere auch, gegen die Verstaubtheit und Macht der „Alten“ auf. Das passierte im Kleinen als Punk, vielleicht auch als Popper. Man demonstrierte in Wackersdorf, war bei den Demos gegen die Startbahn West des Frankfurter Flughafens dabei oder sympathisierte doch wenigstens mit denen, die den Mut hatten sich der Staatsgewalt in den Weg zu stellen. Die aus der Friedens- und Anti-Atomkraft-Bewegung hervorgegangenen Grünen fand man toll und wenn man sich politisch engagierte, dann dort.
Und was passiert heute? Die Jugendlichen organisieren sich in der Jungen Union, der Jugendorganisation der konservativsten Partei, die wir haben. Dort übt man sich im Grinsen um in den Startlöchern für die Nachfolge eines Ministers a.D. zu stehen oder auch als „Kofferträger“ für diverse Mitglieder des Bundestags. Die Einforderung nach mehr und direkter Demokratie und Transparenz im Zeitalter von Prism, Tempora und Xkeyscore? Fehlanzeige.
Aber nicht nur politisch ist man sehr angepasst. Zu Feten zieht man pseudo-volkstümliche Trachten (Seppelkostüme) an und erfreut sich an Schlagern, deren Art schon meine Eltern gehört haben. Wenn es überhaupt zu Rebellionen kommt, dann ersäuft man alles in Unmengen harten Alkohols.
Was ist eigentlich mit unserer Jugend los? Warum bin ich mit Mitte 40 weniger angepasst als die, die altersgerecht eigentlich aufbegehren sollten? Ist die Jugend schon geistig in Rente bevor sie das Arbeiten beginnt?