Der Atom-Ausstieg ist zwar im Koalitionsvertrag festgeschrieben. Das hindert die CDU-Ministerpräsidenten Oettinger und Koch allerdings nicht daran, längere Laufzeiten für bestehende Atomkraftwerke oder gar einen Neubau zu fordern.
Der hessische Ministerpräsident Roland Koch hat am 08.01.2006 eine Option für den Bau neuer Atomkraftwerke in Deutschland in den kommenden Jahren gefordert. „Wir müssen uns diese Frage für das nächste Jahrzehnt offen halten. Das ist eine technische und ökonomische, aber keine ideologische Frage“, sagte der CDU-Politiker.
Auch der baden-württembergische Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) bekräftigte am 07.01.2006 die Forderung nach längeren Laufzeiten und verlangte, „dass die Länder darüber entscheiden sollten, wann Kernkraftwerke vom Netz gehen“. – „Wer jetzt Kernkraft abschaltet, muss Kohle und Gas anschalten“, sagte der CDU-Politiker.
Quelle: http://www.sueddeutsche.de
Gegen diese Forderungen gibt es eine ganze Reihe an Argumenten.
Energieeffizienz
Alle kerntechnischen Anlagen lassen sich nur als Großkraftwerke betreiben. Damit wird der Strom aber nicht dort erzeugt wo er gebraucht wird, sondern da, wo es einen geeigneten Standort für ein solches Kraftwerk gibt. Der Strom muss dann aber über große Strecken zum Verbraucher transportiert werden, was die Verluste (Leitungsverluste, Transformationsverluste, etc.) soweit ansteigen lässt, dass im ungünstigsten Fall noch 50% der erzeugten Energie beim Verbraucher umgesetzt wird.
Sicherheit
Eine kerntechnische Anlage stellt ein hervorragendes Ziel für terroristische Anschläge dar. Einen solchen Anschlag könnte man aber nur dadurch verhindern, in dem man ein solches Kraftwerk militärisch großräumig bewachen würde. Um sich gegen das gesamte Potential terroristischer Aktivitäten zu schützen, müsste also die gesamte Bandbreite militärischer Abwehrmaßnahmen – von einfachen Wachtrupps bis zur bodengestützten Luftabwehr – eingesetzt werden.
Subventionierung
Atomstrom wäre ohne massive Subventionierung wirtschaftlich nicht tragbar. Müssten Kraftwerksbetreiber außer für ihre Kraftwerke auch noch für die Forschung, Sicherheit, Sicherheitsüberprüfungen, staatliche Überwachungsstellen, Transportbewachung, Rückbau der Anlagen, Zwischenlagerung und Endlagerung aufkommen, dann wäre kerntechnisch erzeugter Strom einfach zu teuer und nicht finanzierbar.
Betriebssicherheit
Theoretisch passiert ein GAU pro Kraftwerk alle 100000 Betriebsjahre. Das hört sich sehr sicher an; trotzdem sind in den 50 Jahren, in denen Atomkraftwerke betrieben werden schon 2 dieser nicht mehr steuerbaren Unfälle passiert – in Harrisburg und in Tschernobyl. „Three Mile Island“ in Harrisburg ist ein Druckwasserreaktor westlicher Bauart und galt als so sicher wie einige Kernkraftwerke in Deutschland auch. Zum Beispiel Biblis A + B funktionieren nach gleichem Prinzip.
Atommüll
Atommüll, der endgelagert werden muss, besteht in Deutschland – da Atommüll bei uns nicht wieder aufbereitet wird – zum Teil aus Plutonium. Plutonium hat eine Halbwertszeit von 24000 Jahren und ist aufgrund der Zerfallskurve erst sicher nach 10 Halbwertszeiten; also 240000 Jahre in ungefährliche Stoffe zerfallen. Plutonium ist außerdem sehr gefährlich, da schon eine Dosis von 1 mg tödliche Wirkung zeigt; Dosen von 1 Mikrogramm sind noch sicher krebserzeugend. Noch schlimmer ist das bei der Kernspaltung entstehende Technetium-99 mit einer Habwertszeit von 200000 Jahren; es ist auch erst nach 10 Habwertszeiten – also 2 Millionen Jahren sicher zerfallen. Das ist eine Zeit, die für uns absolut unüberschaubar ist.
Eine Zeitvergleich: Die ältesten Neandertalerfunde aus dem nahen Osten sind 100000 Jahre alt; vor 2 Millionen Jahren lernte Homo habilis (dieser unserer Vorfahre konnte schon aufrecht gehen) gerade den Umgang mit einfachsten Werkzeugen…
Aufgrund all dieser Gründe halte ich es für unverantwortlich Kernenergie in der jetzigen Form weiter zu fördern oder zu unterstützen!
Würde all das Geld, mit der Atomstrom direkt oder indirekt subventioniert wird in die Erforschung und Förderung von Energiesparprogrammen und regenerativer Energien gesteckt, so würden wir ein ähnliches Ziel erreichen und würden trotzdem viel dabei gewinnen!
Forderung ist also Kernkraft in der bis jetzt betriebenen Form auf jeden Fall abzuschalten. Sollte man sich aber für eine Fortführung entscheiden, so muss auf jeden Fall der Kraftwerksbetreiber (und nicht der Staat) die Gesamtkosten tragen:
- für Betrieb
- für den Rückbau nach Endabschaltung des Kraftwerks
- für Unfallversicherung in Höhe des Gesamtschadens bei einem Unfall (evtl. GAU) inkl. Personenschäden
- für Gesamtschutz des Kraftwerks gegen terroristische Anschläge – evtl. durch Verträge mit der Bundewehr
- für die Gesamtkosten der Endlagerung – Rücklagen für min. 70000 Jahre Lagerung inkl. Bewachung
Unseren Politikern, die lauthals nach dem Ausstieg aus dem Atomausstieg schreien gebe ich einen Tipp: Stellen Sie sich einen Caster in den Keller. Dann haben sie für die nächsten 5000 Jahre keine Probleme mit Heizung und Warmwasser. Allerdings ist die Strahlenbelastung so hoch, dass sie nicht lange etwas davon haben…